REGULATORIK/RAHMENBEDINGUNGEN DER IDENTIFIKATION MIT DEM SEPA PROXY LOOKUP (SPL)
Die ersten Bestrebungen bei der Umsetzung eines SPL-Verfahrens gehen auf unabhängig entwickelte P2P-Zahlverfahren zurück. Um die fehlende Interoperabilität innerhalb Europas sicherzustellen, wurde 2015 im Rahmen des neugegründeten Mobil Proxy Forums (MPF) die SPL-Idee ins Leben gerufen.
Noch bevor das erste Rulebook veröffentlicht wurde, hat das MPF im März 2018 bereits equensWorldline als den favorisierten SPL-Dienstleister mit der Entwicklung eines entsprechenden Service beauftragt. Nachdem im Dezember 2018 die erste Version des SPL-Rulebooks der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, startete equensWorldline seinen Service im März 2019.[1]
Eine zweite überarbeitete Version des Regelwerks wurde im Anschluss vom European Payment Council (EPC) im März 2020 veröffentlicht.[2]
Darin enthalten sind neben generellen Spielregeln und Standards, auch die Kriterien für die Teilnahme am SPL-Verfahren. Dabei wurden drei wesentliche (optionale) Änderungen aufgenommen:
- E-Mail-Adresse als zusätzlicher Proxy für die IBAN sowie eine ebenfalls optionale Verfügbarkeitsprüfung (sog. Reachability-Check)
- Festlegung einer maximalen Haftungsgrenze und
- einer Gebühr, die von den SPL-Teilnehmern veranschlagt werden kann
[1] Vgl. https://equensworldline.com/en/home/news-and-pressreleases/pr-2019_03_05_01.html
[2] Vgl. https://www.europeanpaymentscouncil.eu/document-library/rulebooks/sepa-proxy-lookup-spl-scheme-rulebook-version-20
TECHNIK / FUNKTIONEN DER IDENTIFIKATION MIT DEM SEPA PROXY LOOKUP (SPL)
Ausschlaggebend für eine europaweite Vereinheitlichung sind standardisierte SPL-Schnittstellen. Ähnlich wie im PSD2-Umfeld die XS2A-Schnittstelle, werden auch im Rahmen von SPL zwei zentrale Schnittstellen den Austausch und die Sicherheit der Daten gewährleisten.
Folgende Hauptakteure werden im SPL-Abwicklungsprozess unterschieden:
- Initiating Registry Provider (IRP): steuert den SPL-Service an, um über den Proxy die Kontodaten zu erhalten.
- SPL Service: SPL-Systembetreiber, der u.a. als Infrastrukturanbieter agiert.
- Responding Registry Provider (RRP): erhält die SPL-Anfrage und übermittelt die Kontodaten.

Für die Teilnahme bedarf es einer zusätzlichen vertraglichen Grundlage zwischen den Parteien IRP/RRP und dem SPL-Service. Optional ist ein sog. Reachability-Check enthalten, der vom IRP für das Payer-Onboarding genutzt werden kann.
Es ist auch möglich, dass ein Teilnehmer mehrere Rollen innerhalb des SPL-Verfahrens übernimmt.
USER EXPERIENCE BEI DER IDENTIFIKATION MIT DEM SEPA PROXY LOOKUP (SPL)
Payer und Payee melden sich mit ihrem Proxy (z. B. Mobilnummer) und der ID des gewählten Zahlverfahrens (derzeit die IBAN, ggf. später auch Kartennummer) über ihre App an.
Im nächsten Schritt sucht der Payer den Proxy des Payee in seiner App. Sofern der Payee dort angelegt ist, können Zahlungen initiiert werden.
Zahlungen lassen sich damit so einfach initiieren wie eine Nachricht in einem Messenger geschrieben wird. Es ist daher denkbar, dass (Messenger-) Apps erlauben, eine ID für ein Zahlverfahren im Profil aufzunehmen.
STRATEGISCHES POTENZIAL DER IDENTIFIKATION MIT DEM SEPA PROXY LOOKUP (SPL)
SPL ist unter Aspekten der Usability und der Interoperabilität zu betrachten. Die Nutzung dieses Dienstes vereinfacht den Umgang mit der IBAN. Die damit verbundene Öffnung des SCT-Zahlungsverkehrs für den alltäglichen, App-basierten Gebrauch schafft viele neue Use Cases. Die Position von SCT gegenüber Kartenzahlungen und anderen Zahlverfahren für den Alltag am POS und im eCommerce wird gestärkt.
Ebenso hervorzuheben sind die mit SPL verbundenen Interoperabilitätsansätze. Zunächst für die Verbindung nationaler P2P-Verfahren angedacht, kann SPL als generelle Proxy-Lösung auch für andere Zahlverfahren weiterentwickelt werden. Dies führt zu einem weiteren Wandel bestehender Zahlverfahren und deren etablierter Prozesse. Kartenzahlungen auf Girokonten und beliebige andere Kombinationen könnten mit SPL zum Alltag werden.
Die teilweise von Banken betriebene Entwicklung einer eigenen Payment-App als Ergänzung zur Online-Banking-App oder von expliziten Zahlungsfunktionen in den Banking Apps sind die konsequente Folge.
Offen bleiben jedoch noch Fragestellungen in Bezug auf eine datenschutzkonforme Verarbeitung oder nach der technischen Interoperabilität, vor allem in Bezug auf die RRP-Verarbeitung.
In Summe wird SPL im Kontext der Retail Payments eine Schlüsselrolle bei der europaweiten Digitalisierung des Zahlungsverkehrs zukommen. Standardisierte Anwendungsfälle im Firmenkundenumfeld, die erweiterte Proxydienste nutzen, werden zum Erfolg und der Verbreitung dieses Verfahrens beitragen und die Basis für neue Angebotsmöglichkeiten im Cash Management legen.
In einem progressiven Szenario spielen auch Unternehmen ohne Zahlungsdienstleister- oder Banklizenz, aber mit umfangreicher Mobilnummerndatenbasis, z. B. Messenger-Dienste, eine wesentliche Rolle in einer vorbereitenden Zahlungsinitiierung.
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