Krypto-Token.



REGULATORIK / RAHMENBEDINGUNGEN TOKEN

Lange Zeit verlief die Entwicklung der Kryptowährungen sowohl beim Regulator als auch in der Öffentlichkeit unter dem Radar. Mit zunehmender Marktkapitalisierung und vermehrter Aufmerksamkeit in den Medien kamen auch institutionelle Marktteilnehmer auf den Plan. Federführend ging Mitte 2019 Facebook mit der Idee der eigenen Digitalwährung ‚Diem‘[1] ins Rennen.

Seither ist auch auf Seiten der Regulierungsbehörden und Staaten ein zunehmendes Interesse zu beobachten. Mittlerweile haben Noten- und Zentralbanken weltweit Initiativen gestartet, um eine eigene digitale Zentralbankwährung zu entwickeln.

Zunehmende Einschränkungen bzw. Regulierungen bestehen u.a. durch generelle oder teilweise Verbote wie:

  • der Erzeugung, dem sog. Mining, bestimmter Kryptowährungen (z. B. China und Türkei)
  • der Unterbindung des Handels (u.a. Zahlung mit Krypto) durch Zentralbanken (z. B. in China)
  • strikte Verbote des Besitzes (z. B. in Bolivien, Marokko oder Algerien)


  [1] Damals noch unter dem Namen Libra bekannt. Das Projekt wurd zwischenzeitlich eingestellt.


TECHNIK / FUNKTIONEN TOKEN

Token und/oder Coins werden über einen für das Kryptoverfahren vereinbarten Algorithmus berechnet. Der Algorithmus beschränkt dabei die Anzahl möglicher Ergebnisse und wirkt damit einer Inflation im Kryptozahlverfahren entgegen.

Ergebnis der Berechnung ist eine für das Verfahren einmalige Zeichenfolge. Im SHA-256-Algorithmus des BTC sieht ein Token in etwa wie folgt aus:

da0044f2605042BDde0e2cf5998Ae5653CA6a02691fb9b81d5f18dfbE1B19730

Diese Zeichenfolge würde dann für einen spezifischen, einmaligen BTC stehen.

SHA-256 (Secure Hash Algorithm) wurde bereits 2002 durch das US-amerikanische Standardisierungsinstitut NIST spezifiziert. Es ist einer von mehreren Algorithmen der SHA-2-Familie.

Dabei wird der Ausgangswert auf eine festgelegte Länge aufgefüllt (Padding). Der aufgefüllte Wert wird in einzelne, gleich lange Blöcke unterteilt. Die Verschlüsselung erfolgt durch Anwendung des Algorithmus auf einen dieser Blöcke zusammen mit dem Verschlüsselungsergebnis des vorhergehenden Blockes. Nach Verarbeitung aller Blöcke wird nochmals mit einer Finalisierungsfunktion das Gesamtergebnis zu einem Hash verrechnet.[1]

Jeder Block wird also einzeln verschlüsselt, das Ergebnis des verschlüsselten Blockes fließt dann erneut bei der Verarbeitung der Folgeblöcke ein und wird schließlich durch die Finalisierungsfunktion ein weiteres Mal verschlüsselt. Diese mehrfache Verarbeitung jedes Blockes führt dazu, dass selbst kleinste Änderungen im Ursprungswert (z. B. Änderung oder Hinzufügen nur eines einzelnen Buchstabens oder einer Ziffer) in einer völligen Veränderung des Token münden, dem sog. Lawinen-Effekt.

Der wesentliche Aspekt des BTC-Konzeptes – als erste Kryptowährung und Vorbild der Kryptowährungsbewegung – ist eine Verteilung der Infrastruktur, wie auch das Internet selbst durch einen verteilten Aufbau der Funktionalitäten charakterisiert ist.

 

Die Erstellung eines Token nach dem vorgegebenen Verfahren wird als ‚Schürfen‘ oder englisch ‚Mining‘ bezeichnet. Die Schwierigkeit der mathematisch-kryptographischen Schritte des Mining erfordert einen rechnerischen Aufwand. Im Regelfall wird der Token über eine Kryptobörse bezogen und gehandelt. Er kann sowohl in einer software- als auch hardwaregeschützten Umgebung gespeichert werden.

 

Die Konzeption des logisch begrenzten Schürfens und die Entlohnung in Kryptowährungseinheiten erlaubt es, den Prozess dezentral zu verteilen. Token und alle im Kryptozahlungssystem vorgenommenen Transaktionen können in einer Blockchain gespeichert werden. Die Transaktionen werden in logisch verbundenen Blöcken hintereinander aufgeführt – daher der Name „block-chain“. Geschürfte, zugelassene Token werden ebenfalls Teil der Blockchain.

Die Blockchain ist mit einem Bankbuch (Ledger) vergleichbar, in dem alle Transaktionen einer Bank in chronologischer Reihenfolge aufbewahrt werden. Unter bestimmten Rahmenbedingungen kann dieser Ledger kryptographisch und organisatorisch so abgesichert werden, dass man ihn nachträglich nicht fälschen kann. Der Ledger muss folglich nicht mehr zentral und physikalisch gesichert werden. Man kann das Bankbuch also an mehrere Parteien verteilen, die es parallel fortführen, und erhält so einen Distributed Ledger.


[1] Vgl. https://www.nist.gov/


USER EXPERIENCE TOKEN

Die UX wird im bekannten 4-Peer-Modell wie folgt dargestellt. Auch im Krypto-Ökosystem stellen Payer und Payee die beiden Hauptakteure dar. Diese werden auf beiden Seiten um einen PSP im Krypto-/Token-Umfeld ergänzt.

Abb.: 4-Parteien-Modell im Netzwerk einer Kryptoökonomie


Die Nutzung aus Payer Sicht sieht dabei recht einfach aus. Der Erwerb neuer Token findet in der Regel über ein Konto bei einer Kryptobörse statt wie bei einem klassischen Bankkonto. Es ist aber auch denkbar, Token direkt von einem anderen Nutzer zu erhalten wie bei einer klassischen Überweisung. Neben dem Konto bei einer Kryptobörse stehen für die Speicherung und auch die Bezahlung mittels Token digitale Krypto-Wallets zur Verfügung.

Entsprechende Kryptowährungen können bei Kryptobörsen in der Regel mit den gängigen Zahlungsverfahren – SEPA SCT, Kreditkarte oder anderen Internetzahlverfahren erworben werden. Der so erworbene Token wird entweder im Kryptokonto der Exchange-Plattform oder einer eigenen Wallet aufbewahrt. Der Übergang von einer Wallet zu einer anderen wird in der Blockchain dokumentiert.

Diese Aufladung ist Grundvoraussetzung für den Handel bzw. für den Kauf von Krypto-Token. Noch immer unterliegt die Nutzung zum Teil enormen Schwankungen. Nach dem Erwerb der Krypto-Token können diese in unterschiedlichen Anwendungsfällen eingesetzt werden.

Zu den meistgenannten zählen:

  • Nutzung als Tausch- oder Zahlungsmittel, z. B. für den Erwerb von Waren oder Dienstleistungen
  • Nutzung als Spekulations- oder Anlageobjekt
  • Finanzierung von verschiedenen Projekten und Vorhaben (Kompensation durch sog. Belohnungen als zinsähnliche Komponente)


STRATEGISCHES POTENZIAL TOKEN

Die Tokenisierung ist Kernelement aller Kryptozahlverfahren. Obgleich der BTC als älteste Kryptowährung kaum älter als 10 Jahre ist, haben sich seine Verbreitung und die Einsatzbreite in den letzten Jahren explosionsartig entwickelt. Der BTC und andere Krypto-Token werden zur Zahlung, aber auch zur Spekulation, teils noch in Verbindung mit anderen Technologien wie dem Smart Contracting immer breiter eingesetzt.

Vermutlich stehen wir bei der Entwicklung der Krypto-Branche noch am Anfang. Zunehmend rücken jedoch auch Kryptowährungen in den Fokus institutioneller Anleger.

Nicht zuletzt durch die Bekanntgabe von Tesla[1], zukünftig auch Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren, prüfen derzeit eine Reihe von Unternehmen, ob sie digitale Kryptowährungen in ihren Payment-Mix integrieren.[2]

Welche Auswirkungen die aufkommende Regulierung für den Einsatz von Krypto-Token haben wird, ist schwer zu prognostizieren.

Unterstellt man, dass ein Großteil der BTC-Nutzung der Schattenwirtschaft und der steuerfreien Spekulation dient, ist das Erfolgspotenzial öffentlicher Krypto-Token wie dem digitalen Euro fraglich.

Als Technologie betrachtet ist der Krypto-Token schon jetzt nicht mehr wegzudenken. Trotzdem stellt die mit zunehmender Rechenkapazität steigende Angreifbarkeit von Verschlüsselungsverfahren einzelne Systeme vor eine Herausforderung. So existiert SHA-3 bereits seit mehreren Jahren. Wie soll aber ein dezentral organisiertes Krypto-Zahlverfahren die Migration auf ein neues kryptographisches Verfahren organisieren? Was passiert in diesem Fall mit den nach altem Verfahren generierten Token?

Aktuell nimmt das BSI die SHA-2-Familie noch als sicher wahr. Spätestens mit der Verbreitung von Quantencomputern könnte dies in Frage gestellt sein. Die Motivation, erfolgreiche Kryptoverfahren anzugreifen, ist in jedem Fall enorm. Mit steigender Rechenkomplexität steigt auch der Stromverbrauch. Dieser wird unter Umweltschutzaspekten schon heute als hochproblematisch angesehen.

Die Attraktivität von Krypto-Token könnte außerdem dadurch sinken, dass bei ihrem Einsatz die Anonymität regulatorisch aufgebrochen wird; dann stünden Krypto-Token in unmittelbarer Konkurrenz zu laufenden Internetzahlverfahren. Da diese lediglich die Integrität der einzelnen Zahltransaktion und nicht die der gesamten Zahlhistorie (also einer Blockchain) sichern müssen, ist ihr Energieaufwand für die Tokenisierung vermutlich deutlich geringer. Folge: Internet-Zahlverfahren wären unter Umweltschutzaspekten attraktiver.


[1] Die Geschäftsberichte zu 2020 weisen knapp 30% Gewinn durch Halten von Kryptowährungen aus.

[2] Vgl. auch hier die Bestrebungen der US- Zahlungsabwickler Visa oder Mastercard.



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